Neues aus uralten Hölzern

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Neues aus uralten Hölzern

Heimatverein Greven
Veröffentlicht von Thomas Grünert in Verein · 3 Juni 2022
Wie eine Grevener Schreinerei modellhaft Nachhaltigkeit schafft

Neue Möbel aus alten heimischen Hölzern: Wie interessant und vielseitig die sein können, konnten knapp 40 Mitglieder des Grevener Heimatvereins jetzt in der Schreinerei Markus Holtmann erfahren. Der Grevener Traditionsbetrieb an der Gutenbergstraße konzentriert sich hauptsächlich auf „History Wood“, das heißt altes, in der Regel Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte altes Holz, das aus dem Rückbau von alten Häusern oder von wirklich alten Bäumen aus Greven und naher Umgebung stammt.
 
Daraus fertigt der Schreinereibetrieb neue, weitestgehend naturbelassene Möbelstücke vom Esstisch bis zu unterschiedlichste Wohnmöbel oder auch Fußböden. Was Schreiner Markus Holtmann bewegt, sagte er seinen Gästen gleich zu Beginn des hoch interessanten Rundgangs: „Wir haben das Bestreben, der nachhaltigste Betrieb im Kreis Steinfurt zu sein“. Also keine Chemie, nur natürliche Stoffe wie beispielsweise Leinöl. Selbst bei der Aufbereitung des Holzes geht der Schreinereibetrieb konsequent natürliche Wege. Das Holz kommt vor der Weiterverarbeitung in eine Druckkammer und wir stark erhitzt. Dadurch, so erläutert Holtmann, verschwinden nicht nur alle möglicherweise vorhandenen Insekten, sondern dem Holz würden auch Stoffe entzogen, die später Ungeziefer anlocken könnten. So werde das auf natürliche Weise konserviert.
 
Spannend fanden die Gäste auch, dass im Münsterland mit traditionell nahezu ausschließlich Eichenholz für Haus- und Möbelbau andere Konservierungstechniken angewandt wurden, wie beispielsweise in Bayern, wo sehr viel Nadelholz verwendet wurde. In Bayern habe man das Holz oft gewässert und so Ungeziefer entfernt, im Münsterland habe man mehr auf Hitze gesetzt. Das Anbrennen der Stämme sei aber nicht immer gut gegangen, man habe das mit dem Feuer öfters mal übertrieben. Heute könne man Hitze und Druck gut auch ohne Flammen erzeugen.
 
Dass Markus Holtmann ein wirkliches Interesse an Natur-, Klimaschutz und der Verwendung natürlicher Ressourcen hat, davon konnte er seine Gäste auch zu einem ganz anderen Thema überzeugen. Zusammen mit einer regionalen Investorengemeinschaft plant er die Errichtung kleiner Blockheizkraftwerke in Greven, die sowohl Strom erzeugen als auch perspektivisch bis zu 3000 Haushalte mit Fernwärme versorgen sollen. Diese Energie- und Wärmeerzeuger ließen sich ausgezeichnet mit Holzabfällen und nachwachsenden natürlichen Stoffen aus der Region betreiben. Zudem würde es zahlreichen heimischen Betrieben erleichtern, ihre naturbelassenen Abfallprodukte einer nachhaltigen und klimaschonenden Verwendung zuzuführen.
 
Starten könnte dieses Vorhaben bereits im kommenden Jahr und bis 2026 vollumfänglich abgeschlossen werden. Damit hätte Greven nebenbei die Chance, seine Vorgaben zur Klimaneutralität, die es bis 2030 nachweisen muss, doch noch zu erreichen. Holtmann plant Schulen, Krankenhaus, Kirchen aber auch viele Einzelhaushalte an sein neues Fernwärmenetz anzuschließen. Für die Einzelhaushalte wäre das sogar sehr einfach. Sie erhielten ohne Eigenkosten einen Wärmetauscher, zudem würden ihnen für zehn Jahre feste Energiekosten garantiert. Vor dem Hintergrund der Energieversorgungsprobleme mit Öl und Gas eine wirklich interessante Entwicklung, wie viele der Gäste nach dem Vortrag überzeugt waren.
 
Enttäuscht zeigte sich Holtmann allerdings über mangelndes Interesse seitens der städtischen Wirtschaftsentwicklung und der Stadtwerke. Diese hätten, ohne sich informieren zu lassen, das Projekt bislang pauschal zurückgewiesen. Holtmann: „Ich würde mich freuen, wenn es dort wenigsten die Bereitschaft gäbe, die Chancen dieses Projekts für die Stadt einmal wirklich unabhängig zu prüfen“. Im Gegensatz zu manchen hier Verantwortlichen gebe es seitens führender Vertreter und Verantwortlicher für die Energie-Effizienz beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie durchaus großes Interesse an dem Vorhaben.


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(c) Heimatverein Greven - 2023
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